Dass Zucker ungesund ist, entnehmen wir mittlerweile aus sämtlichen Presseberichten. Und dennoch - jeder Deutsche konsumiert durchschnittlich 40 Kilogramm im Jahr davon - das sind täglich 110 Gramm und entspricht 446 Kilokalorien (kcal)!
Aber sind diese Mengen wirklich auf das gelegentlich gegönnte Stück Kuchen oder Schokolade zurückzuführen? Sicherlich nicht - vielmehr liegt das Problem bei dem versteckten Zucker in unseren Lebensmitteln. Ein Überfluss an industriell verarbeiteten Produkten, die strategisch an den Konsumenten gebracht werden.
Viele verteufeln den Zucker generell, das tun wir nicht. Denn alle Kohlenhydrate bestehen gewissermaßen aus Zucker, die sich in ihrer Zusammensetzung unterscheiden und verschiedene Aufgaben in unserem Organismus erfüllen. Wie wir bereits in unserem Artikel "
Kohlenhydrate - Treibstoff für Muskel und Gehirn" beschrieben haben, kommt es auf die Art und die Menge der Zucker an, die wir zu uns führen. Daher konzentrieren sich unsere Recherchen hauptsächlich auf den Haushaltszucker - den Zucker, den wir im Supermarkt als weißen Tafelzucker zu kaufen bekommen.
Haushaltszucker oder chemisch Saccharose genannt, ist ein sogenanntes Disaccharid - ein Molekül Fruchtzucker (Fructose) und ein Molekül Traubenzucker (Glucose) verbinden sich zu einem Molekül Haushaltszucker.
Woher kommt der Haushaltszucker
Der Hauhaltszucker (Saccharose) wird meist aus Zuckerrüben oder aus Zuckerrohr gewonnen. 8000 v. Chr. breitet sich die Zuckerrohrpflanze von Neuguinea bis nach Indien und Persien aus. Ca. 600 n. Chr. entwickeln die Perser eine Methode, um aus Zuckerrohr Zucker zu gewinnen. Ca 500 Jahre später lernen europäische Kreuzfahrer auf ihrem ersten Kreuzzug das Zuckerrohr kennen und eignen sich deren Methode der Zuckergewinnung an - der Handel von Zuckerrohr in Europa begann.
Kolumbus bringt ihn 1492 nach Amerika und legt den Grundstein für die Rohrzuckerindustrie. In Deutschland (Augsburg) wird 1573 die erste deutsche Zuckerraffinerie errichtet. Aufgrund der enormen Preissteigerung im 18. Jahrhundert suchte man in Europa nach Alternativen. 1747 entdeckt Andreas Sigismund Marggraf die Dunkelrübe, die den gleichen Zucker enthält wie das Zuckerrohr. 1801 wird in Cunern/Schlesien die erste Rübenzuckerfabrik der Welt gebaut. Die heute aus der Dunkelrübe gezüchtete Zuckerrübe hat einen Zuckergehalt von bis zu 20 Prozent.
Mittlerweile werden in Deutschland auf einer Fläche von über 330.000 Hektar Zuckerrüben angebaut. Weltweit werden 194,07 Mio Tonnen Zucker in 113 Ländern produziert, davon gewinnen ihn 71 Länder aus Zuckerrohr, 35 aus Zuckerrüben und 7 aus beiden Pflanzen. Zucker - ein billiger Rohstoff für den Welthandel!
Nahrungsmittel als Zuckerfalle
Frühstück - Mittagessen - Abendbrot, nicht zu vergessen, den Snack zwischendurch, die vielen Getränke, die wir zu uns nehmen - überall lauern Zuckerfallen.
Auch wenn du deinen Kaffee ohne Zucker trinkst, auf Süßigkeiten, Kuchen, Cola, Limonade usw. verzichtest und eigentlich davon ausgehen könntest, dass du dich kalorienbewusst ernährst - Fehlanzeige - denn viele von der Industrie verarbeitete Lebensmitteln sind die reinsten Zuckerbomben - wie zum Beispiel:
- Fertigprodukte wie Pizza, Suppen zum Anrühren, Gerichte aus der Konservendose usw.
- Brot, insbesondere Weißbrot (z. B. Toast)
- Ketchup, Barbecue- und Pastasaucen
- Salat-Dressing, Senf
- Cola, Limonaden, Icetee, Mixgetränke usw.
- Energy Drinks und Sportgetränke
- Proteinriegel
- Müsli und Cornflakes
- Fruchtjoghurt und andere Milchprodukte
- Wurst
- Gemüse im Glas oder Dose, insbesondere Rotkohl
- Fruchtsäfte und Smoothies
- Getrocknete Früchte
- Babynahrung
- alkoholische Getränke und Alko-Pops
Bei der Entwicklung von Fertigprodukten sind meist Food-Designer, Chemiker und Technologen beteiligt, schließlich muss das Zeug nach etwas schmecken und Zucker ist neben vielen weiteren Zusatzstoffen bestens dafür geeignet.
Tipp: Die Hersteller informieren auf den Verpackungen über die Zutaten und Nährstoffe ihrer Produkte. Nimm dir diese Daten genau unter die Lupe und achte u. a. auf Namen wie Fructose, Lactose, Dextrose, Maissirup, Glucosesirup, Maltose, Galactose, Sucrose und Amazake - auch bei diesen Angaben handelt es sich um nichts anderes als den raffinierten Industriezucker.
Zucker macht süchtig
Sucht ist das Verlangen nach bestimmten Stoffen (z. B. in Alkohol). Es beginnt mit dem gelegentlichen Konsum, wird schließlich zum Genuss, dann zur Gewöhnung bis hin zur Abhängigkeit. Suchtmittel befinden sich selten in ihrem natürlichen Zustand, vielmehr werden sie verändert bzw. verarbeitet um den Missbrauch noch zu erhöhen (z. B. Trauben in Wein).
Einen ähnlichen Prozess kann bei der Verkostung bestimmter Nahrungsmittel entstehen. Dr. Nicole Avena der Icahn School of Medicine am Mount Sinai hat in einer Studie herausgefunden, dass der Konsum von Zucker und Suchtverhalten eng miteinander verbunden sind. Suchtstoffe werden konzentriert und verändert, um schneller in den Blutkreislauf zu gelangen (Beispiel Kokain). Ähnlich steigt das Suchtpotential bei industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln mit einem hohen
GL (Glykämischer Last)
- die Konzentration von raffiniertem Zucker wird erhöht und gleichzeitig werden Ballaststoffe, Proteine und Wasser entzogen, um schnell in den Blutkreislauf zu gelangen. Sie lösen im Vergleich zu natürlichen Lebensmitteln einen rasanten Anstieg des Blutzuckerspiegels aus. Durch diese laufenden Überzuckerungen kommt es zu suchtartigen Veränderungen unseres Gehirnstoffwechsels.
Beispielsweise wird der raffinierte Zucker in einem Stück Milchschokolade schneller absorbiert, als der natürliche Zucker einer Banane .
Auch die Psychiaterin Nora D. Vokow vom National Institute on Drug Abuse in Maryland konnte eine Ähnlichkeit der Gehirne von stark Übergewichtigen sowie Drogen- und Alkoholabhängigen nachweisen.
Studie
Zucker macht fett und krank